Konzept - Leitidee -
Das Projekt 200200 schlägt ein Gebäude in Form eines öffentlichen Platzes vor, eine Vereinigung von Aussenplätzen, die der Stadt und seinen Bewohnern einen bedeutenden Ort geben. Folglich stellt das Projekt eine Oberfläche, eine Topographie zur Verfügung, die eine Unterstützung der Kreativität, der Zusammengehörigkeit oder der Darstellung sein wird. Diese urbane Leere am Rand der Spree und der Eisenbahnlinie, neben dem Hauptbahnhof strahlt ein riesiges Potential aus, welches auf der Höhe aller Ambitionen ist. Andererseits handelt es sich um ein Projekt, das sein Programm abbildet und das sich nicht enthüllt und nicht sofort entschlüsseln lässt. Der Passant rätselt über das Darunter dieser topographie, die verborgene Seite. Das Gebäude präsentiert sich wie eine Intrige, eine Einladung eine unbekannte Welt, die Zukunft zu entdecken. Darunter entspricht das Projekt treu dem vermittelten Bild einer Fortsetzung von Räumen, die verschieden organisiert und durchlaufen werden können und die es den Szenografien ermöglicht sich bei jeder neuen Veranstaltung ständig zu erneuern. Ein Gebäude, welches man bei jedem neuen Besuch neu entdeckt ohne es je wieder zu erkennen glaubt. Das Haus der Zukunft, ein Gebäude, das durch seinen Rückzug von der Oberfläche in eine Unterwelt, ein Dasein entwickelt, das Gleichgewicht und Dauerhaftigkeit zeigt, ganz dem Menschen dienend, indem es ihm seinen Platz lässt und veränderbar mit der Zeit und den Generationen, ein grösstmögliches Potential für die Zukunft entwickelt.
Städtebauliche Einbindung
Die urbane Situation der Parzelle ist charakterisiert durch eine zukünftige sehr dichte Bebauung. Im Osten und im Westen sind Bürogebäude mit hoher Dichte vorgesehen. Die Eisenbahnbrücke im Norden und die Spree im Süden sind starke und präsente Begrenzungen. Das Projekt schlägt eine Wiederherstellung einer leeren Fläche im Massstab des Quartiers vor, welche ein attraktiver Anziehungspunkt für den Ort werden könnte. Es entwickelt sich unterirdisch, einige räumliche Emergenzen auftauchen lassend, welche eine intrigante und spielerische Topographie erscheinen lässt. Diese urbane Leere wird eine öffentliche Fläche im Massstab seiner urbanen dichten Umgebung gleich neben der Spree. Dieser öffentliche Platz kann verschieden bespielt werden und erhöht durch seine unterschiedlichen Nutzungen die Attraktivität des Hauses der Zukunft, indem aus einem einfachen Gebäude ein „Gebäude-Platz“ entsteht. Vier Volumen ragen höher als die anderen aus der Erde. Sie werden zu Bezugspunkten auf dem Platz und ermöglichen den Eintritt in die Unterwelt.
Räumliches Konzept
In der grössten Box auf dem Platz befindet sich der Haupteingang, welcher den Besucher ins Foyer hinunterführt. Dieser grosszügige doppelstöckige Raum verbindet die beiden Hauptteile des Programms: Die Galerien und das Veranstaltungsforum. Von diesem Hauptraum aus wird eine fast unendliche Fülle von Rundgängen in jeden Teil des Gebäudes generiert. Eine Abfolge von Volumen, mit räumlich verschiedenen Atmosphären ähnlich dem „Raumplan“ ermöglicht eine Verbindung derer oder ein Herumführen gemäss den Anforderungen der Ausstellungen. Dieser Reichtum an verschiedenen Volumetrien kontrastiert die alltäglichen Räumlichkeiten des Besuchers und ermöglicht den Abdruck des zukünftigen Haus der Zukunft zu werden. In diesem räumlichen Abguss bewegt sich der Besucher, offenen Türen folgend und entdeckt die Zukunft. Die Galerieräume sind durch die leichte Erhebung aus der Erde natürlich beleuchtet durch die statische Höhe der Deckentragstruktur. Diese wirkt wie ein Lichtfilter und hebt das ausgestellte Objekt klar hervor ohne Interferenz der Tragstruktur oder der Aussenwelt. Rund um dieses Agglomerat entwickelt sich eine Konstellation von dienenden Räumen. Diese Volumen klammern sich an die Haupträume und ermöglichen ein systematischer optimaler Ablauf der Funktion des Gebäudes, welche verstärkt wird durch ein doppelstöckiges öffentliches Erschliessungssystem.
Statisches und haustechnisches System
Das statische System des Hauses der Zukunft funktioniert nach einem einfachen Prinzip. Das Prinzip eines Hauses: vier Mauern und ein Dach. Die Boxen sind auf allen vier Seiten aus Tragbeton. Auf diesen ruht mit einem regelmässigen Raster von 333cm ein orthogonales Netz aus Betontragbalken, die eine statische Höhe von 150cm aufweisen. Dieses Geflecht ermöglicht das Tragen der öffentlichen Aussenräume. Wenn die Aussenoberfläche mineralisch ist, ist das System klassisch. Ist die Oberfläche jedoch begrünt und bepflanzt wird das statische System umgedreht. In diesem Fall ermöglicht die statische Höhe genügend Tiefe um die Erde und Humus aufzunehmen. Energetisch strebt das Gebäude das Niveau NZEB (Nearly Zero Energy Building) an. Durch die unterirdische Konstruktion hat das Gebäude nur eine Fassade (Dach), welche den natürlichen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist. Der induzierte Wärmeverlust ist auf ein Minimum reduziert und damit ebenfalls die Produktion der gebrauchten Wärme. Zudem garantiert die Trägheit des Bodens eine konstante Frische im Sommer ohne Installation einer Klimaanlage, was eine grosse Energieeinsparung bedeutet.
Landschaftsarchitektonisches Konzept
Das Projekt 200200 vereint Architektur und Landschaft. Das Haus der Zukunft präsentiert sich nicht nur als verstecktes Gebäude, sondern auch als urbane Landschaft mit öffentlichen mineralischen und begrünten Plätzen unter welchen sich das Gebäude präsentiert. Jede Agora dieses öffentlichen Raumes ist mit rohen Materialien ausgestattet, bereit die zukünftigen Besucher aufzunehmen und der Abnutzung der Zeit standzuhalten. Einige dieser Plätze sind mineralisch andere begrünt, mit hohen Gräsern und neu gepflanzten Bäumen (cercis siliquastrum und petula lenta). Die Plätze rund um das Café an der südlichen Seite mit Blick auf die Spree dienen diesem als Terrassen. Die Dichte der Nachbargebäude einerseits und die internationale Ausstrahlung des Programms des Hauses der Zukunft andererseits versichern eine diversifizierte Nutzung und viele Besucher des urbanen Platzes. Aussergewöhnliche Veranstaltungen können ebenfalls auf diesem Platz stattfinden wie zum Beispiel Filmprojektionen, öffentliche Foren oder eine Messe mit einem Potential mehrere Tausend Menschen (zwischen 20’000-30'000) zu empfangen.
Barrierefreies Bauen
Trotz der verschiedenen Höhen der Plätze sind alle Räume ausserhalb und innerhalb des Gebäudes ohne Barrieren erreichbar. Alle vier vertikalen Erschliessungskerne auf dem öffentlichen Platz sind mit Liftanlagen ausgerüstet. Sie bedienen im Innern des Gebäudes zwei Referenzniveaus, die anschliessend keine Mobilitätsbarrieren entwickeln. An der Oberfläche sind die mineralischen und begrünten Plätze auf verschiedenen Ebenen angeordnet. Das Konzept integriert von Anfang an Zugangsrampe zu jeder erhöhten Fläche, damit die einfache Nutzung und die Mobilität für alle gewährleistet ist.